Monday, August 31, 2020

Tilda Swinton trägt im Film von Pedro Almodóvar Balenciaga - NZZ Bellevue

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Während die meisten Festivals abgesagt wurden oder ihre Filme nur online zeigten, halten die Internationalen Filmfestspiele Venedig trotz Coronakrise an ihren Plänen fest: Vom 2. bis am 12. September werden rund 18 Werke aus Italien, Japan, Polen, Frankreich, Mexiko, Russland und Israel gezeigt – darunter zwei neue Filme, die während der 77. Ausgabe des ältestes Filmfestivals der Welt ausser Konkurrenz gezeigt werden.

Dazu gehört der erste englischsprachige Film vom spanischen Filmregisseur Pedro Almodóvar: «La Voz Humana» ist eine freie Adaption des Bühnenstücks von Jean Cocteau, inszeniert mit der schottischen Schauspielerin Tilda Swinton (und einem Hund) in der Hauptrolle. Erzählt wird die Geschichte einer verzweifelten Schauspielerin, die auf den Telefonanruf des Liebhabers wartet, der sie gerade verlassen hat, um eine andere Frau zu heiraten.

Kürzlich wurde ein erstes Video aus dem nur 30-minütigen Werk veröffentlicht. Darin durchstreift Swinton nachdenklich ein industriell und kalt anmutendes Lagerhaus. Sie ist in einen roten, übergrossen Reifrock gekleidet, im Hintergrund spielt die melancholisch-düstere Musik vom spanischen Komponisten Alberto Iglesias.

Jedes Mal, wenn sie einen Schritt durch den grauen Betonraum macht, der bis auf einen Hocker unmöbliert ist, wippt das sperrige Kleidungsstück mit – die grazile Schauspielerin schafft es sogar, sich mit dem ausladenden Reifrock auf das kleine Möbel zu setzen. Das Kleidungsstück wirkt befremdlich und aus der Situation gerissen, an ihm gibt es nichts prinzessinnenhaftes, nichts romantisches – es scheint damit der optimale Emotionsträger dieser melodramatischen Situation zu sein.

Das überdimensionale Krinolinenkleid stammt aus der Feder von Demna Gvasalia für die Frühjahr-Sommer-Kollektion 2020 von Balenciaga und gehört zu den bisher wohl meistdiskutierten Kreationen des Designers.

Er zeigte das Kleid während der Präsentation im Herbst 2019, für die ebenfalls eine für den Besucher unangenehme Gefühlslage konstruiert wurde: Den Raum hüllte der Designer in die Düfte von Benzin, Antiseptikum, Geld und Blut, mit greller Beleuchtung, einer Klimaanlage auf Minimaltemperatur und nicht zuletzt mit der steif und ernst wirkenden Kollektion wollte Gvasalia einen Bezug zur politischen Stimmung Europas herstellen.

Das «Dome Dress» ist nicht der einzige Balenciaga-Look, der von der Kostümbildnerin Sonia Grande für den Kurzfilm ausgewählt wurde: In einer Szene im Baumarkt ist Swinton in einem monochromen Look mit türkisfarbenen Anzug und Bluse aus der Resort-Kollektion 2020 zu sehen, über ihre Schulter hängt eine übergrosse Chanel-Tasche, ihre Augenpartie ist mit einer Sonnenbrille bedeckt. Auch in dieser alltäglichen Situation wirkt der elegante Look des Designers unpassend, aufgesetzt.

Auf einem anderen der kürzlich veröffentlichten Fotos aus dem Film steht die 59-jährige Schauspielerin vor der Sleeping Venus der italienischen Malerin Artemisia Gentileschi und ist in einem signalroten Grobstrick-Ensemble aus der Herbst-Winter-Kollektion 2019 der französischen Luxusmarke zu sehen.

Swintons überirdisch wirkende Anmut und ihr unverkennbarer Stil, der von architektonischen Formen und geradlinigen Schnitten, elegantem Minimalismus und starken Farben geprägt ist, gilt für Regisseure praktisch als Voraussetzung für ein aufsehenerregendes Kostümdesign in den Filmen. So hat auch Luca Guadagnino den belgischen Designer Raf Simons für seine beiden Filme «A Bigger Splash» und «I Am Love» zweimal beauftragt, die Garderobe für die Schauspielerin zu entwerfen.




August 31, 2020 at 09:43PM
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