Rap-Millionär Bushido – und die Organisierte Kriminalität verdiente mit...
Berlin – Im Prozess gegen Clan-Chef Arafat Abou-Chaker tritt Bushido, der seit November 2018 mit seiner Familie unter Polizeischutz steht, wie ein Kronzeuge gegen die Mafia auf: Fünf durchtrainierte Personenschützer begleiten ihn auf Schritt und Tritt. Kugelsichere Westen, schwarze Sturmhauben.
Der Skandal-Rapper selbst, der mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi heißt, gibt sich locker: Er trägt ein schwarzes T-Shirt (Balenciaga, 465 Euro), Luxus-Sneakers (Nike), Unterhose von Calvin Klein (sichtbar, wenn er sich zum Mikrofon vorbeugt).
Und er packt weiter aus, berichtet von seinen Anfängen als Rapper und der Zeit, als der Clan-Chef sein Vertrauter war und sie gemeinsam Geschäfte machten.
Die Beziehung zu Arafat Abou-Chaker
Seine Künstler-Karriere hatte Bushido beim Label „Aggro Berlin“ gestartet. Arafat Abou-Chaker habe ihm dann 2004 aus dem Vertrag geholfen. Dafür habe der Clan-Chef fortan 30 Prozent der zukünftigen Einnahmen des Musikers gefordert, sagt Bushido – und er habe gezahlt.
► Bushido weiter: „Splash-Festival 2004. Danach hatten ich und meine Entourage Hausverbot. Arafat klärte das in Berlin. Ich sollte 50 000 Euro an die Schöneberger Jungs zahlen, die mich begleitet hatten. Wie Ablöse im Fußball, wenn man den Verein wechselt. Das Geld drückte ich Arafat in die Hand. Das Verhältnis zu den Schönebergern war danach sehr angeheizt. Klar, denn Arafat hat in den letzten zehn Jahren über neun Millionen Euro mit mir verdient!“
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► „Die Treffen mit Arafat wurden öfter. Aber nur im Café seines Bruders, zum Kartenspielen, Wasserpfeiferauchen. Auf Touren war er nicht dabei. Die managte ich komplett allein. Ich mietete ein Studio in der Ritterstraße 11. Die Verträge handelte mein Anwalt aus. In Linz landete ich nach einer Auseinandersetzung um zerstochene Autoreifen im Gefängnis. Ich zahlte 100 000 Euro Kaution, durfte Österreich nicht verlassen. Aber ich überraschte meine Mutter mit 55 Rosen zum Geburtstag in Berlin.“
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► „Meinen Zahlungsverpflichtungen an Arafat musste ich nachkommen. Einmal war er todessauer, weil er wusste, dass bei mir Geld von Universal eingegangen war. Er haute mir die Fingerknöchel in die Brust und sagte: Wann kriege ich mein Geld, soll ich dir die Fresse polieren? Er hatte auch die PIN zum Konto.“
► „Das Album ‚Staatsfeind Nr.1‘ war ein Erfolg. Das mit Arafat war rein privates Amusement. Wir sahen uns fast täglich im Café. Ich bin kein Klubgänger. Saß dort oft mit ‚Wasserkopf‘ bis zum Schluss, wie die dicken Jungs, die immer übrig bleiben beim Fußball. Arafat ging schon 23 Uhr heim zu seiner Familie.“
► „Ende 2005 gründete ich meine GmbH ‚ersguterjunge‘. Auf Bitte von Arafat stellte ich seinen Cousin ein. Er sagte, als Dankeschön von uns an ihn, weil er uns bekannt gemacht hatte. Ich nahm andere Rapper unter Vertrag. Vergrößerte das Studio. Mein Steuerberater fing an zu fragen, was da läuft mit dem Geld, das ich abhebe. Könnte ja sein, ich verpulvere das Geld. Ich ging zu Arafat. Sagte, wir müssten jetzt einen Vertrag machen. Nach Abzug der Betriebskosten sollte seine Beteiligung von 30 Prozent nun vom Nettogewinn sein. Das Gespräch war absurd. Er meinte, er würde Probleme mit dem Wohngeld und der Krankenversicherung bekommen. Der Management-Vertrag trägt das Datum 30. Januar 2007.“
► „2007 ging ich zu Sony. Heute verdiene ich an einer CD 86 Prozent vom Händlerabgabepreis. Die Verkaufszahlen explodierten. Da sind Sie schnell bei drei Millionen. Auch die alten Alben gingen nun. Arafat klärte das mit ,Aggro Berlin', die Rechte fielen an mich zurück.“
„Was Arafat sagte, wurde gemacht“
► „Nach der Trennung von seiner Ehefrau kauften Arafat und ich uns Mercedes AMG am Salzufer. Arafat kam nun öfter ins Studio. Er bot an, dass man bei Problemen gern zu ihm kommen kann. In der Zeit gab es total kooperative Phasen. Arafat hatte eine sehr dominante und absolute Stellung: Was er sagte, wurde gemacht. Ich gönnte mir ein Großplakat am Waldorf-Astoria für 120 000Euro im Monat.
► „Jahrelang wurde wegen Steuerhinterziehung gegen mich ermittelt.“ Bei Immobiliengeschäften sei er an Betrüger geraten. In Rüdersdorf östlich von Berlin hätten sie über ihre GBR „Bergmannsglück“ ehemalige Russenkasernen gekauft und die Grunderwerbssteuer „vermeiden“ wollen. Auf Empfehlung eines Berliner Szene-Wirts habe ein Steuerberater für 140 000 Euro eine „geniale Geheim-Idee“ angeboten.
Bushido: „Der Typ kam mir suspekt vor, ihm fehlten einige Finger. Aber Arafat einigte sich mit ihm. Das Geld wurde überwiesen. Die Ausgabe wurde steuermindernd geltend gemacht, kann sein, in meiner Steuererklärung. Aber das Ende vom Lied war: Wir mussten die Grunderwerbssteuer doch zahlen. Hört sich banal an, aber: Von diesen Geschäften hatte ich einfach keine Kenntnis im Detail. Wir waren sehr eng verwoben.“
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► Und: „Mein Einkommen öffnete viele Türen. Seit 2004 machten Arafat und ich eigentlich alles zusammen. Ich stellte ihm Ende 2010 eine Generalvollmacht aus beim Notar.“
Richter: „Keine Angst, er würde die missbrauchen?“ Bushido: „Ich habe das Ding vergessen, bis der Stern 2013 titelte: Bushido und die Mafia.“
Darum geht es in dem Prozess
Im Dezember 2017 soll der Clan-Chef Millionen von dem Musiker verlangt haben – als Abfindung für die Trennung ihrer langjährigen „Geschäftsbeziehung“. Es geht um versuchte schwere räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Beleidigung. Den Arafat-Brüdern Nasser (49), Rommel (42) und Yasser (39) wird Beihilfe vorgeworfen. Rapper Bushido soll im Büro eingesperrt, mit einer Flasche und einem Stuhl beworfen worden sein.
Der Prozess wird am 7. September fortgesetzt, das Urteil für den 30. November erwartet.
September 03, 2020 at 04:04AM
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Arafat soll Bushido gedroht: „Soll ich dir die Fresse polieren?“ - BILD
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